Autonome Polizeischule: Vorträge zur Polizeikritik
Samstag, 27.04.2019, 10:00, Workshops

Am Samstag, den 27.4. beginnt die autonome Polizeischule in der KaTS. Alle freunde sind herzlich eingeladen zu kommen und sich in den Handerlesenen Vorträgen zu informieren, am Brunch sich zu bedienen und zwischen durch mit unseren anderen Gästen zu diskutieren und gemeinsam Ideen zu entwickeln. Es wird ganztägig eine Vortragsschiene laufen, aber am Rande der Vorträge und in den Diskussionsrunden bleibt genug Platz zum lockeren Austausch, sowie bei einem gemeinsamen Abendessen.

Das inhaltliche Programm ist wie folgt:

Ab 10 Uhr: Brunch und zusammenkommen.

11 Uhr | Input: Mehr Burg als Frei: Polizei und Ordnung

Das neu gegründete Forschungsinstitut für Dynamiken der exekutiven Staatsgewalt, in Freiburg ansässig, informiert über Polizei, Polizeibehörde und Ordnungsamt in Freiburg. Ein Überblick über Problemfelder, der aktuellen Lage und der kommenden Aufrüstung des Sicherheitsapparates.

12 Uhr | Vortrag: Polizei @Social_Media

Die Polizei verfügt über eine immense Definitionsmacht in ihrer alltäglichen Arbeit. Sie entscheidet, ob sie kontrolliert oder nicht, Verfahren einleitet oder nur verwarnt, hinsieht oder wegschaut. Für ihre öffentliche Darstellung war sie allerdings auf Dritte angewiesen (Journalistinnen bspw.) - bisher. Denn immer mehr versuchen Polizeibehörden ihre Sicht der Dinge direkt zu verbreiten und sind damit durchaus erfolgreich. Ihre Social-Media-Accounts sind voll mit Bildern geretteter Katzenbabys und anderen Imagebildern, manchmal auch mit Falschmeldungen bis hin zu massiver politischer Einflussnahme und die Follower*innenzahlen steigen. In seinem Vortrag wird Peter Ullrich die Probleme polizeilicher Aktivitäten im Web2.0 analysieren und dabei auch aufzeigen, wie sich Aktivitäten und Gegenaktivitäten von Aktivit*innen, Polizei und Medien in einer Aufmerksamkeitsökonomie eng verschränken.

14 Uhr | Vortrag: »There is no justice, there is just us!« - Ansätze zu einer postkolonial-feministischen Kritik der Polizei am Beispiel von Racial Profiling

Auch in Europas Städten gehören rassistische Polizeikontrollen, die stets vergeschlechtlicht sind, zum Alltag. Menschen stehen aufgrund von bestimmten rassifizierten Merkmalen, wie Hautfarbe, Religion, Sprache oder einer „anderen” Herkunft im Visier polizeilichen Handelns. Sie erleben oft unbegründete Pass- und Personenkontrollen in Bahnhöfen und Flughäfen, auf dem Weg zur Schule, zur Arbeit oder nach Hause. Racial Profiling und rassistische Polizeigewalt, die auch oft tödlich endet, trifft nicht nur rassifizierte Männlichkeiten. Vielmehr sind gerade mehrfachmarginalisierte Personen, Frauen* und LGBT*IQ/geflüchtete/mittellose und von der Gesellschaft be_hinderte Schwarze und People of Color besonders vulnerabel für rassistische Polizeikontrollen und die weiteren Folgen. Der Beitrag diskutiert Racial Profiling aus einer postkolonial-feministischen Perspektive und mit Bezug auf gegenwärtige Kämpfe gegen Racial Profiling in Deutschland, Frankreich und der Schweiz. Inspiriert durch einen postkolonialen Blick(-wechsel) werden Widerstände gegen rassistisches Polizieren sowie transformative Alternativen auf der Grundlage der Erfahrungen des Kollektivs copwatchffm mit Vanessa E. Thompson und Miguel Ayala diskutiert.

17 Uhr | Vortrag: Polizieren der gesellschaftlichen Ränder - eine intersektionale Perspektive

Ob Flüchtlinge, die sich angesichts beengter Wohnsituationen im öffentlichen Raum treffen, stigmatisierte bzw. kriminalisierte Gewerbe wie Sex-/Arbeitsstrich und Dealen oder ein Leben ganz ohne privaten Raum in der Obdachlosigkeit. Die Polizei wird für Marginalisierte v.a. dann zuständig, wenn sie öffentlich sichtbar werden. Für die Betroffenen bedeutet diese Zuständigkeit der Ordnungskräfte oft: ständige Kontrollen, Platzverweise, Bußgelder, Kriminalisierung. Die Marginalität verschärft sich also. Der Beitrag von Jenny Künkel fragt, was genau diese unbefriedigenden Konstellationen hervorbringt - von der Marginalitätsproduktion bis zum Ruf nach Kontrolle und institutionalisierten Rassismen und Klassismen in der Polizei. Er befragt Gegenstrategien auf ihre Effekte und übt dabei nicht zuletzt eine solidarische Kritik der Kritik des racial profiling.

 19 Uhr | Abendessen

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Die autonome Polizeischule wird organisiert und durchgeführt vom Infoladen Freiburg und dem Forschungsinstitut für Dynamiken der exekutiven Staatsgewalt. Alle Veranstaltungen finden im Café der KTS Freiburg (Baslerstr. 103) statt und gehen von 10 Uhr (morgens, pünktlich, stramm gestanden!) bis ca. 19 Uhr, mit lockeren Beisammensein danach. Herzlichen dank an den Studierendenrat der Uni Freiburg für die Förderung des Projekts.