Ein neuer Wagenplatz in Freiburg

Pressemitteilung des KTS Plenums vom 21.08.06

Freiburg 2006: Zum X-ten Mal geht in Freiburg ein Wagenplatz dem Ende entgegen.

Der jetzige Platz der SchattenparkerInnen in Freiburg Haid muss von den BewohnerInnen bis Ende August verlassen werden, die Alternative wären Räumung und Beschlagnahme der Wagen.

Seit vielen Jahren wird ein weiterer, dauerhafter Wagenplatz in Freiburg benötigt. Im letzen Herbst mussten die SchattenparkerInnen ihren damaligen Standort am OBI, der nur eine Notlösung darstellte, unter Androhung einer Räumung verlassen. Auf der Suche nach einem neuen Wagenplatz beschlagnahmte die Polizei auf Anordnung der Stadtverwaltung unter dem Aufgebot mehrer Hundertschaften 35 Wagen. Damit wurden den SchattenparkerInnen nicht nur ihre Fahrzeuge, sondern auch ihre Wohnungen genommen. Die Folge: 40 Leute mussten den Winter in provisorischen Unterkünften auf engstem Raum verbringen. Darauf hin gab es in der Stadt viele kreative Aktionen, um zu zeigen, dass ein selbstbestimmter Wagenplatz in Freiburg benötigt wird. Mit über 1000 Unterschriften unterstützten viele FreiburgerInnen das Anliegen der SchattenparkerInnen. Erst nach Monaten konnten die Wagen für die unverschämt hohe Summe von 24.000 Euro freigekauft werden. Die SchattenparkerInnen durften nun auf den Platz auf der Haid, der von vorneherein von der Stadt als Übergangsort geplant war.

Nun endet der Mietvertrag für diesen Platz und die SchattenparkerInnen sollen auf ein Gelände neben dem Eselswinkel ausweichen. Dieses ist jedoch zu klein. Damit müssten sich die SchattenparkerInnen aufteilen, was einem gemeinsamen, selbstbestimmten Wohnen entgegensteht. Die Stadtverwaltung will, dass die restlichen Wagen auf den alten Eselswinkel gestellt werden. Auf diesem hält die Stadtverwaltung seit Monaten zehn Stellplätze frei. Diese nimmt sich damit das Recht heraus festzulegen, wer auf dem alten Eselswinkel leben darf, was entgegen der Absprache mit den BewohnerInnen ist. Die SchattenparkerInnen möchten auf diese Art und Weise nicht in die Struktur der dort Lebenden eingreifen. Anderen BewerberInnen, wie unter anderen den kürzlich geräumten Straßenpunx, wird nicht erlaubt die verfügbaren Stellplätze zu bewohnen.

Es wurde seit vergangenem Herbst für Polizeieinsätze, Verwaltungsangelegenheiten und wenig erfolgsversprechende Gesprächsrunden viel Geld sinnlos ausgegeben, anstatt konstruktiv einen neuen, angemessenen Standort zu suchen. Die Stadtverwaltung legt den SchattenparkerInnen immer wieder Steine in den Weg: So haben die WagenbewohnerInnen in den letzten Jahren, in denen sie nach einem passenden Standort suchten rund 60 Plätze vorgeschlagen. Doch diese wurden von der Stadt zum Teil sogar ohne Begründung abgelehnt. Selbst private Plätze, für die es auch einer Genehmigung durch die Stadtverwaltung bedarf und welche diese nicht erteilte, konnten so nicht gepachtet werden.

Nach wie vor sehen viele FreiburgerInnen Wagenplätze als kulturelle Bereicherung an und sind empört über eine Stadt, die sich Offenheit auf die Fahnen schreibt und stattdessen Ausgrenzung betreibt. Statt ihrer Selbstdarstellung zu entsprechen setzt die Stadtverwaltung seit Jahren auf Eskalation. Eine Stadt, die die Lebensgrundlage anders denkender und lebender Menschen zerstören will, verliert jeglichen Anspruch sich offen und tolerant zu nennen. JedeR soll in einem Wagen wohnen können und sich ihre/seine Lebenszusammenhänge selbst wählen dürfen, anstatt kriminalisiert zu werden.

Es muss einen neuen Wagenplatz innerhalb der Freiburger Stadtgrenzen geben, welcher auch im angemessenen Rahmen von den SchattenparkerInnen gemietet oder gepachtet werden kann!

Wir haben in der Vergangenheit gezeigt, dass es auch in dieser Stadt möglich ist, alternative Lebens- und Kulturprojekte aufzubauen und selbst zu verwalten. In Freiburg ist der Bedarf an unkommerzieller und alternativer Politik und Kultur sehr gross. Wir solidarisieren uns klar und deutlich mit den Forderungen der SchattenparkerInnen und werden weiterhin unsere Solidarität auf die Strasse tragen.